Rücksicht mit Rückblick
Zwischen Auto- und Radfahrenden passieren zahlreiche Unglücke. Selbst dann, wenn das Auto steht. Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherungen (UDV) liegt die Ursache bei mehr als der Hälfte dieser Unfälle bei einer unachtsam geöffneten Autotür. Fachleute sprechen von „Dooring-Unfällen“, angelehnt an das englische Wort für Tür (Door) und beschreiben damit das plötzliche Aufreißen einer Autotür, ohne dass der Insasse vorher den Verkehr beobachtet hat. „Die Folgen sind oft schwerwiegend“, schildert Marcellus Kaup von TÜV SÜD seine Beobachtungen. Laut Auswertung der Polizei Köln haben sich im Jahr 2024 fast 120 Dooring-Unfälle ereignet. Dabei haben Radfahrende teils schwere Verletzungen erlitten zum Beispiel, weil sie auf die plötzlich geöffnete Tür auffuhren oder durch ein Ausweichmanöver vom fließenden Verkehr erfasst wurden. Aber nicht nur die Fahrertür kann eine Gefahr sein. Auch Mitfahrende öffnen ihre Türen mitunter unbedacht.
„Mit Rücksicht und Rückblick kann ein solcher Unfall vermeiden werden“, meint Kaup: „Um sich an den schon in der Fahrschule gelernten Schulterblick beim Parken zu erinnern, sollte man den Holländischen Griff anwenden. Dabei öffnet man – egal, ob als Fahrer oder Beifahrer – die Autotür nicht mit der Hand, die der Tür am nächsten ist, sondern mit der anderen.“ Der Fahrer öffnet die Autotür also mit der rechten Hand. Durch diese kleine Geste dreht sich der Oberkörper des Fahrers automatisch nach links. Er kann über die Schulter nach hinten blicken und einen eventuell näherkommenden Radfahrer sehen. Die Tür sollte dann langsam geöffnet und dabei im Außenspiegel der rückwärtige Verkehr beobachtet werden.
Der Begriff für diese Technik der Unfallverhütung stammt aus den Niederlanden. Wer ihn erfunden hat, ist unklar. In Großbritannien wurde der „Holländische Griff“ als Empfehlung in den Highway Code aufgenommen – das nationale Regelwerk zur Verkehrssicherheit.
Radfahrern legt der TÜV SÜD-Fachmann ans Herz: “Halten Sie stets einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen ein, fahren Sie mit angepasster Geschwindigkeit und seien Sie jederzeit bereit, zu bremsen.“